R. Bulirsch wurde am 10.11. 1932 in einfachen Verhältnissen in Reichenberg (Böhmen) geboren. Er erlebte Besetzung, Krieg und Vertreibung. 1947-1951 machte er eine Maschinenschlosserlehre bei Siemens-Schuckert in Nürnberg und arbeitete dort bis 1954. Nach dem Abitur 1954 studierte er Mathematik und Physik an der TH München. Er schloss das Studium 1959 mit dem Diplom ab, 1961 promovierte und 1965 habilitierte er in Mathematik ebenfalls in München. In diese Zeit fällt die Entwicklung des Extrapolationsverfahrens (mit J. Stoer).
1967 wurde er erst zum Associate Professor und 1968 dann zum Full Professor an der University of California, San Diego, berufen. Dort entwickelte er das Mehrzielverfahren und forschte an arithmetisch-geometrischen Verfahren zur Lösung elliptischer Integrale. 1969 wechselte er als Ordinarius für Mathematik an die Universität zu Köln, 1972 dann an die TU München. Dort blieb er bis zu seiner Emeritierung 2001.
Er war ein hervorragender Lehrer und ein begeisterter Forscher; mehr als 200 Diplomarbeiten, 40 Dissertationen und 12 Habilitationen zeugen von seinem enormen Einfluß. Er verkörperte das Ideal eines Mathematikers: Er konnte höchst komplizierte Sachverhalte einfach erklären.
Er war Mitherausgeber vieler Zeitschriften, Mitglied des Senats der TUM und zweimal Dekan des Mathematik Departments. Mehr als eine Dekade lang arbeitete er als DFG-Gutachter, 1984-1988 als Vorsitzender des Fachbereichs Mathematik.
Er erhielt vier Ehrendoktorate, war seit 1991 Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und erhielt neben vielen anderen Auszeichnungen 1998 den Bayerischen Maximiliansorden.
Er beschäftigte sich leidenschaftlich mit politischen und kulturellen Themen. Sein privates Interesse galt der Orchideenzucht sowie der Musik, Kunst und Astronomie.
Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Rainer Callies, Peter Rentrop